Unser Ausstieg aus der Konsumgesellschaft Teil 3

Die Autorin Anna Wittig hat mich vor einiger Zeit auf ihrer Facebookseite Awen Druidin zu unserem „Ausstieg“ aus der Konsumgesellschaft befragt. Hier kommt der letzte Teil.

Teil 3: Vom Plan zur Verwirklichung oder Selbstversorgung und Minimalismus.

Unsere Grundsätze

Jede Art von Konsum kostet Lebenszeit. Je mehr man konsumiert desto mehr muss man arbeiten, um sich diese Dinge leisten zu können.
Aber: Konsum macht nicht glücklich, sondern unselbständig, abhängig und zerstört die Umwelt. Je mehr wir sparen und Dinge für uns selbst produzieren, desto mehr können wir fremdbestimmte Arbeit reduzieren, selbstständiger werden und früher aussteigen.

Weg von dem Gedanken: „Selber machen lohnt sich nicht, denn das kann man billiger kaufen.“
Arbeit für sich selbst bringt Nutzen im Sinne von Erfüllung, einem besseren Überblick über die Rohstoffe und ein steigendes Gefühl für den Wert einer Sache oder eines Nahrungsmittels. Förderung eines umweltbewussten Handelns durch Eigenproduktion, Reparatur, saisonale und regionale Ernährung.

Unser Weg

Am Anfang stand der Erwerb eines alten Fachwerkhauses mit angeschlossenem Garten (400 qm), Sanierung in Eigenleistung mit günstigen Materialien (Lehmbau). Zu dieser Zeit war uns der Ausstiegsgedanke jedoch noch fremd.

Nach und nach tritt die Erkenntnis ein, dass sich Arbeit für andere nicht lohnt. Sei es, weil die Wertschätzung fehlt, man nur auf seine Leistung reduziert wird, man sich sich bis zur Erschöpfungsgrenze selbst optimieren soll, nur um dem Arbeitgeber möglichst hohen Gewinn einzuspielen. Die Folge sind erste Gedanken und Planspiele.

Die erste Erkenntnis durch Internetrecherche: Es gibt alternative Lebensweisen abseits vom Hamsterrad und abseits von Harz IV.
Eine der Möglichkeiten war, zuerst Geld durch abhängige Arbeit für die Zukunft zu sparen, das später verbraucht wird.
Also entschieden wir uns für eine sparsame Lebensweise und teilweise Selbstversorgung.

Das hieß für uns sparen, sparen und noch einmal sparen – und natürlich unsere monatliche Ausgaben genau erfassen, damit wir für die Zukunft planen konnten. Unsere fremdbestimmte Arbeit bekam plötzlich einen neuen, ganz ungeahnten Sinn, wurde Mittel zum Zweck.

Das Senken der Ausgaben:

  • Die monatlichen Ausgaben durchgehen und konsequent alles streichen, was nicht nötig ist. Viele kleinen Ausgaben ergeben in der Summe doch einen stattliche Betrag. Bei uns waren das unter anderem die Kündigung diverser Zeitungsabonnements, unnötiger Versicherungen, Wechsel von Strom-, und Gasanbietern, möglichst rasche Tilgung von Krediten, Kündigung von Handyverträgen.
  • Weiterhin sollte man sich über Rentenanspruch informieren, der einem jährlich zugestellt wird. Ab dem Zeitpunkt der Rente muss das Vermögen je nach Anspruch eventuell nicht mehr verbraucht werden. Das sollte bei der Planung berücksichtigt werden.
  • Bei der Krankenversicherung muss der Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteil bezahlt werden. Das sind momentan ca. 170 Euro pro Monat, wobei ein Ehepartner bei dem anderen in der Familienversicherung mit unterkommt. Dies ist jedoch nur bei geringen (Zins-) Einkünften möglich.
  • Vegetarische Ernährung (auch aus ethischen Gründen) zur einfacheren Selbstversorgung.
  • Gartenland auf Selbstversorgung und den eigenen Bedarf ausrichten. Dazu gehört Pflanzung von Obstbäumen und Beerensträuchern, Mischkultur von robusten und nahrhaften Gemüsesorten, Kräuter, Aneignung von Lager-, und Konservierungstechniken
  • Eigenes Konsumverhalten überdenken. Wir verzichteten etwa auf Wein und alle Arten von Fertigprodukten, ersetzten teure Süßigkeiten durch Selbstgebackenes. Zusätzlich notwendige Lebensmittel (meist Grundnahrungsmittel wie Öl, Getreide) werden weiterhin in Bio gekauft. Diese Vorgehensweise führte gleichzeitig zu einer wesentlich gesünderen Ernährung!

Der aufwändige Teil war die Detailplanung über eine LibreOffice Calc (freie Software) oder Exceltabelle. Sie umfasste folgendes:

  • Ausgaben für jedes Jahr für Lebensunterhalt und Versicherungen. Wie viel wird daraus aus geschätzten Zinserträgen entnommen und wie viel wird dazu aus dem Vermögen genommen.
  • Geschätzte Inflation bei den Ausgaben jährlich addieren.
  • Geringeren Zinsertrag bei sich vermindernden Vermögen berücksichtigen.
  • Renteneintritt berücksichtigen.

Sämtliche Schätzungen sollten pessimistisch vorgenommen werden, um auf der sicheren Seite zu sein.

Bei uns waren einige Jahre Vorlaufzeit notwendig, bis wir endlich soweit waren, um aussteigen zu können.

Was wir nur jedem Interessiertem raten können ist: Fangt so früh wie möglich an, auf das Ziel hinzuarbeiten. Bei uns kam diese Erkenntnis relativ spät und wir hätten uns das Wissen um diese Alternative schon viel früher gewünscht. Denn auch wir haben in jüngeren Jahren sinnlos konsumiert und hätten viel früher aussteigen können.

Und noch etwas. Es gibt viele Wege in die Freiheit und sie sind so verschieden wie die Menschen selbst. Es geht auch mit wenig Eigenkapital wie etwa in Lebensgemeinschaften auf Selbstversorgerhöfen. Das hier mag nur als Anregung dienen, als ein Anreiz, die Gedanken spielen zu lassen, und auch Möglichkeiten abseits der normalen Wege in Betracht zu ziehen.

Anja Fahrner - Autorin
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