Unser Ausstieg aus der Konsumgesellschaft Teil 2

Die Autorin Anna Wittig hat mich vor einiger Zeit auf ihrer Facebookseite Awen Druidin zu unserem „Ausstieg“ aus der Konsumgesellschaft befragt.

Teil 2: Worauf verzichtest du und was ist noch an die Gesellschaft angelehnt?

An dieser Stelle möchte ich noch einmal betonen, dass wir keine Totalaussteiger sind. Wir sind Vegetarier und können so einen Teil unserer Ernährung in unserem Garten selbst anbauen (Obst und Gemüse).
Trotzdem nutzen wir auch die Annehmlichkeiten der modernen Gesellschaft.

Was noch an die Gesellschaft angelehnt ist:

Wir besitzen ein kleines Fachwerkhaus mit Selbstversorgergarten, Kleingewächshaus, Frühbeetkasten und normaler Infrastruktur, also Wasser, Strom, Heizung und Internet.

Das ist der obere Teil unseres Gartens, wo ein Kirsch-, und ein Birnbaum steht. Wir bewirtschaften etwa 400 Quadratmeter, was zur Versorgung von zwei Personen mit Obst und Gemüse ausreicht. Oft bleibt auch noch was zum Verschenken übrig. In unserem alten Bruchsteinkeller werden im Winter Kartoffeln und Wurzelgemüse eingelagert. Der feuchte lehmige Keller, der für moderne Häuser ein Fluch ist, ist für uns ein Segen.

Vor dem Haus steht ein kleiner Schuppen, den wir im Winter als Apfellager benutzen.

In unserem Gewächshaus ziehen wir alle Jungpflanzen aus selbst gewonnenem Samen oder Biosaatgut selbst heran.

Was uns fehlt, wird eingekauft, wie etwa Nüsse, Fette, Getreide (Mehl), Milchprodukte und Toilettenartikel. Eine schlechte Ernte wird durch Zukauf überbrückt.

      Auf was wir verzichten:

      Anzugeben, auf was wir verzichten müssen, ist mir schwergefallen, da es für uns eigentlich kein richtiger Verzicht ist, sondern eher eine Lebensauffassung, bei der wir nichts vermissen. Trotzdem liste ich jetzt hier ein paar Dinge auf, die für andere Menschen wahrscheinlich einen Verzicht bedeuten würden.

      • Keine Urlaubsreisen; einmal aus ökologischen Gründen aber auch, weil wir durch den Garten gebunden sind. Wir machen Tagesausflüge im Taunus, verbringen unsere Freizeit auf dem Rad, im Garten oder Joggen durch den nahe gelegenen Wald. Auf dem Bild ist eine unserer Laufstrecken zu sehen.
      • Keine Geregelte Arbeitszeiten. Unser Leben richtet sich jetzt nach den Erfordernissen der Jahreszeiten. Im Sommer ist die meiste Arbeit, während es im Winter eher ruhig zugeht.
      • Keine unnötige Autofahrten. Wenn möglich nutzen wir das Fahrrad oder gehen zu Fuß.
      • Keine Mode oder sinnloser Konsum. Wir versuchen Dinge lange zu benutzen, zu reparieren und überlegen bei jeder Neuanschaffung gründlich, ob wir etwas wirklich brauchen oder ob es durch etwas anderes zu ersetzen ist.
      • Kleidungsstücke und Schuhe etwa werden getragen, bis sie zerschlissen sind. Manche Dinge wie etwa Reinungungsmittel kann man auch gut selbst herstellen.
      • Wir gehen nicht mehr auswärts Essen und kaufen keine Fertignahrung, aber das fällt uns nicht schwer, da wir gerne frisch kochen und die eigenen Nahrungsmittel als qualitativ hochwertiger wahrnehmen. Wir backen etwa alle zwei Tage unser eigenes Brot (Rezept siehe hier) und Naschereien werden selbst gemacht.
      • Keine überheizte Wohnung, weil wir Energie sparen. Bei uns ist es eher kühl. Anstatt die Heizung hochzudrehen, ziehen wir uns lieber etwas dicker an.
      • Das Trinkwasser kommt aus der Leitung.
      • Nicht alle Nahrungsmittel sind jederzeit verfügbar. Wir essen bevorzugt das, was gerade wächst, auf Lager liegt oder das, was wir konserviert haben.

      Auf dem Bild ist eins unserer zwei „Kohlbeete“ zu sehen. Gerade Pflanzen aus der „Kohlfamilie“ sind gute Nahrungsgrundlagen für das ganze Jahr.
      Insgesamt b
      earbeiten wir neun Gemüsebeete, drei Erdbeerbeete und eine Vielzahl von Beerensträuchern und Obstbäumen.

      Konservierung der Nahrung ist ein wichtiger Bestandteil des Selbstversorgerlebens.

      Ich weiß gar nicht, wie viel kg Marmelade und Gelee wir jedes Jahr einkochen, von Erdbeeren über Johannisbeeren, Josta, Brombeeren und sonstigen Früchten, die gerade reif sind.

      Wir nutzen ebenfalls die Milchsäuregärung wie bei der Sauerkrautherstellung. Wie das geht, hat mir meine Schwiegermutter mal beigebracht. Zusätzlich legen wir sauer ein (z.B. Gurken, Rote Beete), trocknen Kräuter und machen Früchte durch Hitze haltbar.

      Anja Fahrner - Autorin
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