#Aprilsettings2021: Warum hast du dich gerade für die entsprechende Zeit/Handlungsort entschieden?

Bild von lian Kovandzhiev auf Pixabay

Am wichtigsten erschien mir bei der Auswahl der Zeit/Handlungsort, eine Umgebung zu wählen, die uns fremd, aber auch auf  bestimmte Weise vertraut erscheint. So fällt es dem Leser leichter, sich mit den Figuren zu identifizieren. Auf der Erde in naher Zukunft kann ich etwa sich anbahnende Probleme weiter ausbauen oder auch überspitzt darstellen, um die Konsequenzen unseres Handelns deutlicher herauszustellen.

Die Siedlungswelt Zadeg entwickelte ich als erdähnlichen Planeten mit menschenfreundlicher Flora und Fauna, um gleichermaßen eine Vertrautheit und eine Art tabula rasa zu schaffen. Die Handlung konnte ich so in gewisser Weise von den Problemen der Erde abkoppeln, ohne den Fokus auf die menschliche Natur zu verlieren. Hierbei stand die Frage im Vordergrund, was passiert, wenn die Menschen, eine Chance für einen Neuanfang erhalten.

Die Heimatwelt Sumas von Alkatar erscheint uns noch fremder als Zadeg, was sowohl das Gesellschaftssystem als auch die für einen Menschen lebensfeindliche Fauna betrifft. Es ist eine Welt mit ihren eigenen Problemen, auf der es Alkatars Volk jedoch geschafft hat, im Gleichgewicht mit ihrer Umwelt zu leben.

Beim Schreiben konnte ich so den Protagonisten auf den einzelnen Welten einen ganz bestimmten Blickwinkel auf die Geschehnisse geben, der durch ihre Sozialisierung und damit ihren Wertesystemen mit beeinflusst wurde.

Im Grunde habe ich die Welten passend zu meinen Völkern erschaffen bzw. auf die Botschaft abgestimmt, die ich mit meiner Geschichte vermitteln wollte.

Aprilsettings2021: Wo und zu welcher Zeit spielen deine Geschichten?

Die ALKATAR – Tetralogie kann man in zwei Zeitabschnitte unterteilen. Einmal die Grundgeschichte ALKATAR, dann ihre  Auswirkungen mehr als 500 Jahre später auf verschiedenen Welten.

Band 1: Alkatars Handlungsstrang beginnt im Jahre 1707 irdischer Zeitrechnung auf dem fernen Planeten Sumas in einer primitiven Jäger- und Sammlergesellschaft. Im zweiten Teil des Buches springt die Handlung auf unsere Erde in das Jahr 2030, also in unsere nahe Zukunft. Im dritten Teil schließlich treffen sich beide Handlungsstränge im Jahre 2100 nach einem Kälteschlaf auf der urwüchsigen Siedlungswelt Zadeg.

Band 2 bis 4  spielen mit dem gleichen Protagonisten mehr als 500 Jahre später. Band 2 ALKATAR – Der Erbe beginnt auf der Siedlungswelt Zadeg, die sich in der Zeit zum Nachteil verändert hat. Auch die Erde kommt wieder vor, ebenfalls deutlich verwandelt.

In Band 3 ALKATAR Katharsis gibt es einen Abstecher auf den ehemaligen Gefängnisplaneten Sutus und auf ein Planetenschiff des Interplanetaren Bundes.

Im letzten Band ALKATAR – Die Rückkehr stellt das Planetenschiff IGASHU den Ausgangspunkt für die Geschichte dar und die Reise geht über zwei Welten, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Doch da möchte ich noch nicht zu viel verraten, denn die Veröffentlichung ist ja für diesen Sommer geplant.

 

Aprilsettings2021: Recherchewege

Meine Recherchewege sind zahlreich, aber oft stellt sich das Internet dabei als eine wahre Fundgrube heraus. In meinen Geschichten spielen jedoch reale Schauplätze kaum eine Rolle, sondern es handelt sich, wie etwa bei der ALKATAR-Reihe, um überwiegend erfundene Orte oder, wie bei meinem neuen Projekt, auch um Landschaften aus der Vergangenheit.

Wenn ich einen neuen Schauplatz konstruiere, suche ich erst einmal Im Internet wild alles zusammen, was dazu passen könnte. Auf dem Bild seht ihr einen Auszug der aktuellen Recherche aus meinem DokuWiki, die unsere Erde vor etwa 14.500 Jahren betrifft. Rechts befinden sich die Überschriften, unter denen ich bereits einiges zusammengetragen habe. Dazu gehören auch Texte von Platon, die ich gelesen habe, Theorien über verschiedene Katastrophen, archäologische Funde, Entwicklungsgeschichte des Menschen usw. Meist fasse ich das Gelesene kurz zusammen und vermerke mir den entsprechenden Link auf die Quelle.

Für die spätere Geschichte benötige ich nur einen Bruchteil der gefundenen Informationen, aber bei der Planung einer Geschichte weiß ich zu Beginn noch nicht genau, welche . Ergänzt wird das Recherchematerial durch eigenen Erfahrungen und Bilder.

Welchen Ort aus deinen Büchern würdest du gerne bereisen?

Den ersten Ort, zu dem ich gerne reisen würde, wäre die IGASHU, ein Planetenschiff des Interplanetaren Bundes. Für die Challenge habe ich einen Antrag auf Besuch gestellt, bei Gosheven, dem Initiator des Schiffes. Und was soll ich sagen? Ich habe die Erlaubnis erhalten und freue mich wie ein kleines Kind vor Weihnachten.

Ein Gleiter hat mich abgeholt, heimlich, genauso heimlich wie er mich durch einen von getarnten Portalschiffen geschaffenen Reisetunnel direkt zum Flaggschiff geflogen hat, dieser riesigen spiegelnden Sphäre in der Größe eines kleinen Mondes. Wir gleiten durch ein Schott, das die Größe einer Kleinstadt besitzt, in das Innere des Schiffes. Als ich aussteige, komme ich mir wie eine Maus in einer Kathedrale vor, verloren zwischen unzähligen Schiffen und militärischer Betriebsamkeit.

„Anja!“ Ein Mann in einem fließenden grünen Gewand und zerknittertem Antlitz tritt auf mich zu und deutet eine Verbeugung an. „Naalnish“, stellt er sich vor. „Ich bin der kulturelle Organisator der IGASHU und habe die Aufgabe, dich herumzuführen.“

„Wo ist Alvan?“, rutscht es mir ohne Begrüßung heraus. Irgendwie bin ich enttäuscht, denn ich habe gehofft, dass er mich hier empfängt, jemand Vertrautes, mit dem ich unbeschwert die Gegend erkunden kann.

„Heerführer Alvan ist mit anderen Aufgaben betraut“, sagt er etwas steif, dann überzieht ein sympathisches Lächeln sein Gesicht. „Was willst du zuerst sehen?“

„Das Habitat“, erwidere ich spontan und merke, wie er unauffällig in mir herumschnüffelt, meine Emotionen erkundet, die mich an ein verschrecktes Eichhörnchen erinnern, das seine geliebte Nuss vor die Füße eines freundlichen Wanderers fallen gelassen hat.

„Dann komm!“

Als ich ihm folge, streicht etwas Beruhigendes über meinen Geist, ein wohliges Gefühl von Geborgenheit. „Diese Telepathen“, seufze ich lautlos und fühle mich ihm hilflos ausgeliefert, aber auf eine freundliche Art. Ich folge ihm durch silberfarbene Gänge zu einem Tor, das sich öffnet und den Blick auf ein grünes Paradies freigibt; das Habitat, das Innere der IGASHU, Wohnraum, Ernährungsgrundlage und zur Entspannung der Besatzung. Ich sehe nach oben an einem gleißenden Licht im Zentrum vorbei, suche einen Himmel, den es nicht gibt. Es handelt sich um eine nach innen gekrümmte künstliche Welt, eine riesige Hohlkugel mit Seen, Wäldern, bunten Pflanzenteppichen. Stehe ich etwa auf dem Kopf? Ja, irgendwie schon und die Vernunft sagt mir, dass mich die künstliche Schwerkraft auf dem Boden hält. Trotzdem habe ich das Gefühl, jeden Moment in die Tiefe auf die gegenüberliegende Seite zu stürzen. Mehr als ein „Wow!“, bringe ich nicht zustande, bevor es mir schwindlig wird und ich instinktiv nach einem Halt suche …

 

Sind die Handlungsorte deiner Geschichten real, gibt es Gemeinsamkeiten mit realen Orten oder sind sie frei erfunden?

Nur in Band 1 und 2 der ALKATAR – Tetralogie, wo die Erde in der nahen Zukunft eine Rolle spielt, habe ich eigene Erinnerungen an reale Orte mit Fantasie vermischt. Dadurch sind realistische Handlungsorte entstanden, die mir beim Schreiben leicht von der Hand gingen und mit wenig Arbeitsaufwand verbunden waren.

Doch betrifft dies nur den kleinsten Teil meiner Welten. Oft steckt hinter den Handlungsorten bzw. fremden Planeten ein aufwändiger Weltenbau, der dem Leser das „in einer fremden Welt Gefühl“ vermitteln soll. Je genauer ich das ausarbeite, desto besser finde ich mich auch selbst in dieser Welt zurecht. Das fängt bei der Auswahl des Planeten an (Tag-Nacht-Rhythmus, Landschaftsstrukturen, Flora und Fauna), Gesellschaftssysteme, Ernährungsgrundlage, Kleidung, Wohnen, politische Zusammenhänge, kurz alles, was wir auch hier auf der Erde besitzen, nur fremder und an die jeweilige Spezies angepasst. Mir ist es wichtig, dass alles in sich logisch ist, ich eine Welt mit eigenen Problemen und Grenzen schaffe, die ich beim Schreiben dann auch unbedingt beachten will.

Meine Handlungsorte halte ich dann in einer Datenbank (DokuWiki) fest, in der ich immer wieder nachschlagen kann, wenn ich den Ort bei einem anderen Projekt noch einmal benötigen sollte.

Unten seht ihr die allgemeine Übersicht in meinem DokuWiki. Hinter jedem Punkt verbirgt sich eine Fülle von Informationen und Handlungsorten.

Von der Mallona – Trilogie existiert bisher nur eine erste Recherche, noch nicht einmal der Titel steht so richtig fest.