Update Juli 2019: Von Kirschmaden und Zukunftsgedanken

Die Zeit seit meinem letzten Beitrag war geprägt durch die Ernte von Beerenobst und Süßkirschen. Durch die ungewöhnliche Witterung war alles zur gleichen Zeit reif: Johannisbeeren, Erdbeeren, Josta. Alles wollte verarbeitet werden – zu Marmelade, in Gläser, zu Gefriergut und zu Likör. Als Nachzügler beginnt jetzt die Ernte der Himbeeren und demnächst die Brombeeren. Ha! Und die ersten Frühkartoffeln konnten wir aus der Erde holen! Nichts geht über den Geschmack von eigenen Kartoffeln.

Doch der Schädlingsbefall der Süßkirschen war durch die trockene Witterung im letzten Jahr eine Katastrophe. Beim Ernten und Verlesen schwankten wir zwischen den Emotionen „Den Baum werden wir absägen“ und „Vielleicht wird es ja nächstes Jahr besser werden.“ Denn wir dachten an die Kirschmuffins, die Kirsch-Amaretto-Marmelade und den Kirschlikör.

Aber ich habe noch nie so viele Maden gesehen. Letztes Jahr hatten wir gar keine. Da wir bei so etwas sehr empfindlich sind, machen wir vor dem Einmachen die Kirschen auf, denn die Biester sitzen immer direkt am Kern und suhlen sich in ihren eigenen Hinterlassenschaften. Man will ja seine Marmelade und Früchte mit Appetit essen. Ich weiß nicht, welche Schüssel voller wurde; die mit den madigen oder die mit den sauberen Früchten. Die Einzigen, die vor Freude getanzt haben, waren Nachbars Hühner. Wenn mich der Hahn mit dem Eimer befallener Früchte durch den Garten kommen sah, stimmte er ein freudiges Gurren an, was so viel hieß wie: „Kommt alle her, meine Hennen! Die Madenfrau ist im Anmarsch!“ Und seine Hühner machten dem alten Ausspruch „verrücktes Huhn“ alle Ehre. Ich bin jetzt das Hühnerhighlight. Naja, egal. Jedenfalls waren es bestimmt ein Zentner Kirschen, die wir gepflückt hatten. Sie sahen so toll aus! Wie viele davon übrig geblieben sind, nachdem wir sie alle mit der Hand mühselig einzeln entsteint haben? Reden wir nicht mehr davon. Trotzdem hat es für 30 Gläser Marmelade und 11 Gläser Einweckkirschen gereicht. Und natürlich den Likör ;-).

„Alkatar – Die Rückkehr“ und Zukunftsgedanken

Nachdem ich in meinem letzten Post angedeutet hatte, dass ich einen Handlungsstrang vernachlässigt hatte, war eine gründliche Überarbeitung des Plottes nötig. Die Geschichte ist jetzt kaum an Seiten gewachsen (ich nähere mich der 200 Marke), sondern eher verdichtet worden und hat an Substanz und Spannung gewonnen. Das fühlt sich viel besser an.

Für das im letzten Post angedeutete Dilemma ist mir noch eine dritte Lösung eingefallen, die mir besser als die beiden anderen gefällt. Soweit zu den guten Nachrichten.

Was mir in letzter Zeit aufgefallen ist. Ich starre immer öfters beim Schreiben Löcher in die Luft oder widme mich irgendwelchen dämlichen Spielchen. Nicht gut. Ich bin in mich gegangen und habe versucht, den Grund dafür zu analysieren. Es ist nicht die nachlassende Freude am Schreiben. Nein. Es liegt eher an unserer Gesellschaft, dem steigenden Konkurrenzdruck, der sich zuspitzenden Umweltsituation. Also kurz, an der Motivation.

Ich schreibe nicht, um Geld zu verdienen. Das mal von vorneweg. Wenn man den Stundenlohn einer so kleinen Autorin wie mir umrechnen würde, dann käme man auf einen Centbetrag. Ich habe einst aus Leidenschaft angefangen zu schreiben, wobei hier wohl der Schwerpunkt auf dem ersten Teil des Wortes liegen müsste. Mir war es wichtig, eine gute Geschichte zu schreiben und wenn möglich, die Menschen zum Nachdenken anzuregen. Doch zum Nachdenken ist es langsam zu spät. Neueste Untersuchungen legen nahe, dass die Zukunftsprognosen des Klimawandels viel zu positiv waren. Wenn wir in den nächsten fünf Jahren nicht radikal etwas ändern können, dann ist es zu spät. Erste Klimakippunkte geraten bereits ins Wanken. Vom Artensterben ganz zu schweigen. Und wir diskutieren uns bereits tot über Fahrverbote auf einzelnen Straßen, eine Co2 Steuer und ob die Kinder während der Schulzeit streiken dürfen oder nicht. Es gibt kaum einen Klimapost, wo sich nicht irgendwelche Klimawandelleugner zu Wort melden. Wie viele Beweise braucht es denn noch? Sind wir eigentlich noch zu retten? Es gibt keine fremde Spezies, die uns einen Neuanfang ermöglicht.

Oft sitze ich stundenlang an einer Textstelle, feile an Worten, Sätzen und Inhalten, um sie bei einer späteren Überarbeitung wieder fortzuwerfen, weil sie mir nicht mehr gut genug erscheinen. Das kostet viel Energie und ich frage mich, ob es das noch wert ist. Oder lieber doch Spielchen spielen? Jetzt habe ich das dritte Buch geschrieben und es wurde auch gelesen. Aber es kommt kaum Rückmeldung. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich mit diesem Thema am Leser vorbei geschrieben habe und sie den letzten Band vielleicht gar nicht mehr anrühren mögen.

Trotz allem werde ich den vierten Band beenden, denn die Figur Alkatar hat einen würdigen Abschluss verdient. Das Buch ist vor allem ihm gewidmet. Ob oder auf welche Art es dann weitergeht, weiß ich noch nicht. Ideen sind genug da, auch mit altbekannten Figuren wie Alvan. Aber manchmal denke ich, es ist vielleicht sinnvoller, mehr Artikel über das Selbstversorgerleben, Rezepte usw. zu veröffentlichen. Da besteht vielleicht noch Wissensbedarf und ich sehe hier auch mehr Zugriffe auf meiner Homepage. Buchautoren gibt es dagegen mehr als genug, Neuerscheinungen wie Sand am Meer. Um auf dem übersättigten Buchmarkt überhaupt noch wahrgenommen zu werden, muss man entweder einen bekannten Namen oder verdammtes Glück haben oder immer mehr Zeit und Geld investieren. Es ist ein wahnsinnig hartes und deprimierendes Geschäft.

Anja Fahrner - Autorin
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