Tag 28: Meine Schreibbuddys oder über Kritik und Kritikfähigkeit

Ich habe nur wenige Schreibbuddys, aber für mich unentbehrliche. Dazu zählen mein Mann, mein Verlag und fundierte Rückmeldungen meiner Leser. Sie sind die tragenden Säulen meiner Gedankengebäude, geben wertvolle Rückmeldung und fungieren manchmal auch als Abrissbirnen, wenn das Bauwerk an manchen Stellen noch nicht tragfähig ist. Wichtig sind ehrliche Rückmeldungen, also konstruktive, fundierte Kritik. Plakative Aussagen von Miesmachern und Schönrednern sind für mich nutzlos. Die einen ziehen mich nur runter, ohne nützlichen Zugewinn und die anderen schmeicheln zwar meinem Ego, bringen mich aber genauso wenig voran.

 

In keinem Werk ist alles mies oder alles toll!

 

Gute Kritiker sind schwer zu finden und unendlich wertvoll. Ich bin so dankbar für die, die ich habe.

 

 

Ich weiß nicht, ob es den anderen Autoren auch so geht. Wenn ich im Schreibfluss bin, die inneren Bilder auf das Papier drängen, dann ist mein Verstand oft blockiert, die offensichtlichen Schwächen zu erkennen. Der Kopf will es nicht oder kann es noch nicht. Manchmal schmerzt es, wenn das eigene Innere in der realen Welt nicht den gewünschten Anklang findet. Erst nach einem gewissen zeitlichen Abstand zum Text, wenn der Film im Inneren verblasst, kann ich die Kritik verarbeiten und die Geschichte dementsprechend verändern. In solchen Phasen ist es für mich wichtig, mich zu Kritik erst einmal gar nicht zu äußern, sondern sie sich setzen zu lassen, zu reflektieren. Dann kommt später die Einsicht und Fähigkeit zu entscheiden, ob die bemängelten Punkte auch gerechtfertigt sind oder nur dem persönlichen Geschmack des Kritikers entspringen.

Anja Fahrner - Autorin
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