#Charakterofseptember 16 – 20: (Soziales Umfeld) Freunde und Haustiere von Alvan, dem Kriegersklaven des Hohen Rates

Am Morgen hatten wir Malatomb hinter uns gelassen und ich bin erleichtert, dieser dunklen Festung den Rücken zu kehren.
Jetzt will mir Alvan seinen besten Freund vorstellen und wir reiten durch die Wildnis. Alles ist mir fremd hier; die knorrigen, niedrigen Bäume, die gurrenden und bellenden Tierlaute, der Geruch nach Moschus.

Die Planzen sind bläulicher und der Himmel dunstiger als auf der Erde.
Es raschelt leise, ein Ästchen zerbricht.
Ich zucke zusammen.
„Du brauchst keine Angst zu haben“, sagt Alvan zum wiederholten Male.
Ich höre den leisen Vorwurf in seiner Stimme und komme mir töricht vor, da ich ja eigentlich weiß, dass es keinen besseren Geleitschutz als ihn gibt. Trotzdem befürchte ich, dass gleich eins dieser fleischfressenden Biester aus dem dichten Buschwerk springt und mir die Kehle aufreißt.
Krachendes Geäst, als würde eine Horde Wildschweine durch den Wald brechen.
Diesmal krieche ich in mich zusammen und wünsche mich weit weg.
Alvan schüttelt nur amüsiert den Kopf.
Etwas Braunes wird sichtbar, etwas Riesiges hetzt auf uns zu und bleibt mit leuchtenden Augen vor Alvan stehen. „Darf ich vorstellen. Das ist Sol, mein bester und auch einziger Freund.“
„Ein Tier ist dein bester Freund?“, wundere ich mich und bereue sogleich meine Worte, denn ich weiß, dass Sol ein Equs ist, also kein gewöhnliches Tier, sondern ein ziemlich intelligentes, telepathisch begabt noch dazu. Ich betrachte das riesige Wesen, das wie eine Säbelzahntigergiraffe aussieht mit dem Fell eines Bisons und der Widerristhöhe eines Pferdes.
„Ich kann mir keinen besseren Freund vorstellen“, sagt Alvan leise und springt von seinem Karnup. „Ich kann mich auf ihn verlassen, auch im Kampf.“
Sol senkt mit einem wohligen Brummen seinen gewaltigen Schädel und reibt ihn an der Brust seines Freundes, so dass er fast umfällt, während Alvan ihn hinter seinen pelzigen Schlappohren krault.
„Hast du keine Freunde unter den Menschen oder den anderen Kuranern?“, frage ich ein wenig befangen. Ich komme mir gerade ein wenig überflüssig vor.
„Nein. Diese Art von Freunden macht dich verletzlich“, erwidert er hart und ich weiß, dass er schlechte Erfahrungen gemacht hat und ich weiß auch, dass er auf dieses Thema nicht weiter eingehen wird.

Anja Fahrner - Autorin
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